Ein halbes Jahrhundert
29.03.20231973 hat sie bei uns ihre Ausbildung angefangen, anschließend den Post- und Datenservice aufgebaut und geleitet. Am 1. April feiert Sylvia Deterding ein besonderes Jubiläum: 50 Jahre bei der WERTGARANTIE Group. Damit verabschiedet sie sich in den wohlverdienten Ruhestand. Eine Zeitreise mit einer „Powerfrau“ durch unser Unternehmen damals und heute, Freundschaften am Arbeitsplatz und eine überraschende Limousinen-Fahrt.
Als Sie 1973 Ihre Ausbildung angefangen haben: Hätten Sie gedacht, 50 Jahre beim gleichen Unternehmen zu arbeiten?
Nein, auf gar keinen Fall hätte ich das gedacht. Mein Plan war eigentlich, dass ich die Ausbildung mache, so zwei bis fünf Jahre hier arbeite und mich dann anders orientiere.
Was sind die Gründe, dass Sie 50 Jahre geblieben sind?
Es gab nie Stillstand! WERTGARANTIE war immer auf der Suche nach neuen Geschäftsfeldern. Es war immer spannend und gab Herausforderungen, die einen gefordert und gefördert haben. Das war das Reizvolle. Wenn ich mit jungen Menschen spreche, frage ich mich: Muss ich mich für 50 Jahre Betriebszugehörigkeit und meinen Werdegang entschuldigen? Nein, im Gegenteil. Das, was sich junge Menschen heute aus unterschiedlichen Unternehmen an Erfahrungen holen, hat mir die WERTGARANTIE Group in meinen 50 Jahren gegeben. So hatte ich die Chance, den Postservice und später den Datenservice aufzubauen, zu organisieren und parallel zu meinen Hauptaufgaben unterschiedliche Projekte durchzuführen oder daran teilzunehmen. Daneben waren für mich die entscheidenden Faktoren: finanzielle Sicherheit, gutes, soziales Unternehmen, man hat sich einfach wohlgefühlt.
1973 hieß WERTGARANTIE noch Elektro Dauer Garantie Reparaturversicherung AG, kurz EDG. Können Sie sich noch an Ihren ersten Arbeitstag erinnern – wie war das und wie haben Sie sich dabei gefühlt?
Ja, ich erinnere mich sogar noch ganz genau an den ersten Tag und mein Bewerbungsgespräch. Die EDG war damals noch im Eckhaus Georgstraße und Kanalstraße in der 3. Etage. Ich war sehr früh da und wartete mit Aufregung im Bauch noch einen Moment vor der Haustür. Eine junge Frau kam hinzu und wartete auch. Wir schauten uns an, grins hin, grins her. „Hast du heute auch dein Bewerbungsgespräch hier?“ „Prima, ich auch!“ Nach einem freundlichen Empfang folgte das Bewerbungsgespräch. Das war sehr angenehm. Der damalige Personalchef war ein väterlicher Typ: sympathisches Gesicht, gesetzt, gemütlich, grauer Vollbart. Da war die Aufregung verflogen. Ich habe die Ausbildungsstelle bekommen und die junge Frau, die ich vor dem Eingang kennengelernt hatte, auch. Mit ihr bin ich heute noch befreundet. Am 1. April ist unser 50-jähriges Freundschaftsjubiläum. Im Laufe der 50 Jahre sind noch weitere Freundschaften entstanden. Ich freue mich sehr, dass die heute noch Bestand haben. Ich habe hier ganz tolle Menschen kennengelernt und möchte die Zeit in meinem Leben nicht missen.
Was macht die WERTGARANTIE Group als Arbeitgeber aus?
Zunächst die „Hygienefaktoren“: das Arbeitsklima, die Entwicklungsmöglichkeiten, das Miteinander, die Hilfsbereitschaft und die Möglichkeit, Job und Familie in Einklang zu bringen. Dann die schon damals tollen sozialen Zuwendungen und Benefits, von denen es nach und nach immer mehr gab: Urlaubsgeld, Weihnachtsgeld, Prämien, Genussscheine und so weiter. Und zu guter Letzt, das möchte ich unbedingt erwähnen: das offene Ohr der Geschäftsleitung, des Vorstands. Damit möchte ich sagen, wenn man ein wirklich ernsthaftes Problem hatte, konnte man ein offenes Gespräch führen und wurde unterstützt.
Was hat die WERTGARANTIE Group von damals mit dem Unternehmen von heute zu tun?
Zunächst die Einhaltung des Acht-Stunden-Services. Neue Kollegen, die dazugekommen sind, haben das schnell verinnerlicht, dass der Kunde, der Fachhändler zufriedengestellt werden soll, dass die Frage am gleichen Tag beantwortet wird bzw. die Zahlung tagfrisch erfolgt. Zumindest für den Bereich Post- und Datenservice kann ich sagen, dass das so geblieben ist. Die Mitarbeiter sind wirklich unglaublich engagiert, die Postkörbe, die nie leer sein werden, abzuarbeiten. Und obwohl das Unternehmen personell enorm gewachsen ist und man somit nicht mehr jeden persönlich kennt, erlebt man einen freundlichen, respektvollen Umgang.
Was war Ihr persönliches Highlight in den 50 Jahren?
Das waren drei Ereignisse direkt nacheinander, 1996, 1997 und 1998 – Murphys Gesetz der Serie. 1996 sind wir auf der Messe „Cebit“ als „Poststelle des Jahres“ ausgezeichnet worden, nachdem wir an einer bundesweiten Ausschreibung der Kuvertier- und Frankiermaschinenhersteller teilgenommen hatten. Bewertet wurde die Effizienz der Arbeitsprozesse, das heißt: der technische und personelle Einsatz sowie die gesamte Organisation. Der erste Platz wurde mit 9.000 DM prämiert, die uns die Geschäftsleitung freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat. Wir, der gesamte Postservice, konnten davon ein tolles Wochenende in Hamburg erleben, was uns sehr viel Spaß gemacht hat.
Im Jahr 1997 erhielten wir von dem damaligen Vorstandsvorsitzenden Herrn Wackerbeck einen Oscar. Das war bei uns eine Auszeichnung für besondere Arbeitsergebnisse. Die bestand darin, dass ich den gesamten Postausgang untersucht hatte und durch Reduzierung von Papiergewichten, Änderung der Versandformate und Einstellung des Versands einiger Korrespondenzen eine Portokosteneinsparung von 32 % und insgesamt 400.000 DM erzielt habe.
Und was war das Krasseste?
Die Limousinen-Geschichte zu meinem 25-Jahre-Jubiläum 1998. Das war unglaublich. Da ich schon damals mit dem Fahrrad zu Firma gefahren bin, sagte mein damaliger Chef: „Am 1.4. kommen Sie bitte nicht mit dem Fahrrad, Frau Deterding!“ „Okay, warum nicht?“ „Das werden Sie dann sehen.“ Morgens klingelte es. Aus der Gegensprechanlage hörte ich: „Hallo, hier ist Ihr Chauffeur.“ Ich bin runtergegangen, machte die Haustür auf – ich bekomme jetzt noch Gänsehaut – und sehe: einen roten Teppich bis zu einer weißen Stretchlimousine. Ich war sprachlos und hätte man Fotos gemacht, dann hätte man ein total perplexes Gesicht gesehen. (lacht) Ich bin eingestiegen und in die Breite Straße gefahren worden. Der Chauffeur hat wieder den roten Teppich bis zum Eingang ausgerollt und mir erst danach die Wagentür geöffnet. Bei der Sparkasse auf der gegenüberliegenden Straßenseite haben alle aus dem Fenster geschaut, gejubelt und gepfiffen. Auch bei WERTGARANTIE waren alle Fenster voll mit jubelnden Kolleginnen und Kollegen. Es wussten also alle Bescheid. Im Foyer angekommen, gab es einen Sektempfang und eine kleine Feier. Das werde ich nie vergessen, denn das war wirklich krass ...
Wenn Sie in den wohlverdienten Ruhestand gehen – was werden Sie am meisten vermissen?
Die beruflichen Herausforderungen sowie die vielfältigen sozialen Kontakte.
Was sind Ihre Pläne für die Zeit nach dem Berufsleben?
Obwohl ich mal ein halbes Jahr in England gelebt habe, habe ich doch leider viele Vokabeln vergessen. Um die Sprache also wieder besser zu erlernen und auch um geistig fit zu bleiben, möchte ich einen Sprachkurs machen. Die Übung ist gesichert, denn mein Lebenspartner spricht perfekt englisch. (lacht) Dann habe ich meinen kleinen, süßen Enkel, mit dem ich gern Zeit verbringe und so auch meine Tochter in ihrer beruflichen Selbstständigkeit gut unterstützen kann. Ja, und um körperlich weiterhin fit zu bleiben, werde ich zukünftig nicht nur ein- bis zweimal, sondern bis zu dreimal pro Woche zum Sport gehen.
Des Weiteren habe ich mir vorgenommen, einen älteren Menschen zu betreuen. Wobei die Betonung auf betreuen liegt: Spiele spielen, vorlesen, spazieren gehen. Nicht einkaufen, nicht putzen, denn ich habe genug gearbeitet in meinem Leben. Ich glaube, das Gesellschaftliche ist auch viel wertvoller, dass die Menschen merken, man interessiert sich für sie und ist an ihrer Seite. Das möchte ich unentgeltlich einmal in der Woche machen, um jemandem ein paar schöne Stunden zu geben.
Damit ist die Zeit schon gut ausgefüllt. Und wenn dann noch Reisen dazukommen ...
Reisen auf jeden Fall auch. Mein Lebensgefährte steht zwar noch im Arbeitsleben und hat daher nur sechs Wochen Urlaub im Jahr, das lässt sich aber kombinieren. Für April ist schon mal Sightseeing in Sarajevo und Belgrad gebucht und es sind noch drei weitere Reisen für dieses Jahr geplant.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Noch viele, viele Jahre geistig und körperlich fit zu bleiben. Ich möchte nicht in eine Abhängigkeitssituation kommen. Und was ich mir auch wünsche: Viele soziale Kontakte aufrechtzuerhalten. Das hält jung.
All das wünschen wir Ihnen – alles Gute, Frau Deterding!
Mein Name ist Christian Schrader. Ich bin seit 2018 bei der WERTGARANTIE Group und arbeite in der Unternehmenskommunikation. An meinem Job gefällt mir besonders die Abwechslung - von Organisieren, Konzipieren bis Texten ist alles dabei. Mein Anspruch ist, Inhalte so aufzubereiten, dass sie nicht nur wahrgenommen und verstanden, sondern auch gern gelesen werden.
Geschrieben von Christian Schrader