Von „Plattenlabel ade!“ zur IT-Fachkraft in spe
05.09.2022Sie hat gemacht, was sich viele nicht trauen: Lana-Sophie Karin hat den Sprung ins berufliche Eiswasser gewagt – raus aus der Musikbranche, rein in die IT. Der Quereinstieg in unsere Fachabteilung ist ihr mit beachtlichem Erfolg gelungen. Im Interview berichtet sie von ihrem Mut, den Herausforderungen und Stolpersteinen – und warum es sich trotzdem gelohnt hat.
Autor: Admir Celovic

Lana, wie bist du dazu gekommen, die Schallplatte zur Seite zu legen und die Tastatur in die Hand zu nehmen?
Die Arbeit in der Musikbranche ist echt nicht für jeden. Gerade, wenn man mit Künstlern arbeitet, braucht man echt ein dickes Fell. Wenn sie dich um 4 Uhr nachts anrufen und was wollen, dann ist das halt so. Es ist sehr viel Undankbarkeit dabei. Man ist eigentlich nur konfrontiert mit Beschwerden und Unzufriedenheit. Es ist auch sehr unauthentisch. Man muss pausenlos networken und sich selbst und seine Bands verkaufen, und weiß dabei nie, woran man wirklich ist. Das alles hat mich sehr viel auf der menschlichen Ebene belastet.
Wie kamst du dann auf die IT als mögliche Alternative?
Ich habe in meinem alten Job irgendwann angefangen, HTML-Templates zu schreiben und mich total darüber gefreut, wie das funktioniert. Voller Stolz habe ich das meinem Freund gezeigt, der ist Entwickler. Der war natürlich wenig beeindruckt. Ich habe ihm dann verstärkt über die Schulter geschaut. Die ganzen bunten Codelinien auf dem Monitor, was passiert da überhaupt? Das hat meine Neugier geweckt.
Gab es einen ausschlaggebenden Anlass, dann den Sprung ins kalte Wasser zu wagen?
Ich hatte ein Gespräch mit meiner damaligen Chefin. Die erzählte mir von ihrem langen Burnout und wie der Job das Privatleben belastet. Mir wurde klar: Hier gibt es keine Zukunft für mich. Ich wollte wechseln und mir eine stabilere Karriere aufbauen, die später dann auch mit einer Familie kompatibel ist. Ich wollte raus aus der verrückten Musikwelt und irgendwo arbeiten, wo es nicht dominiert ist von launischen Leuten und wo man sich nicht immer verstellen muss. Und da habe ich mich entschlossen, dem Plattenlabel ade zu sagen und in die IT zu gehen!
Fiel dir die Entscheidung schwer? Wann hast du diese Entscheidung überhaupt getroffen?
Das war Mitte 2019. Und ja, das fiel mir echt schwer. Quereinstieg bedeutete für mich immer: Ich bin der Dulli für alle. Ich hatte kein Studium und keine Ausbildung in dem Bereich. Eine Umschulung war nicht möglich, das hat das Jobcenter klargestellt, schließlich hatte ich schon studiert und war im Job. Das hat meine Träume erstmal richtig zerstört. Aber ganz von vorne anfangen wollte ich auch nicht, also kein weiteres Studium oder eine Ausbildung. Ich wollte arbeiten.

Trotz Jobticket: Lana-Sophie setzt aufs Bike.
Wie bist du aus dieser Lage herausgekommen?
Da mein Freund Entwickler ist, hat er mich mit seinem Chef bekannt gemacht. Und da Entwickler händeringend gesucht werden, hat er den Vorschlag gemacht, dass ich ein Jahr Praktikum in der IT der WERTGARANTIE Group mache. Wenn ich mich gut anstelle, werde ich übernommen. Dazu musste ich dann Berlin verlassen. Das war bitter für mich, aber so eine riesige Chance konnte ich nicht liegen lassen.
Und wie lief dann das Praktikum?
Leicht war das nicht. Ich habe einen kompletten Kaltstart hingelegt und mir von morgens bis abends Tutorials reingezogen. Du kannst ja jetzt nicht die Kollegen von der Arbeit abhalten, weil du erklärt bekommen musst, wie HTML funktioniert. Deshalb habe ich mir hintereinander weg HTML, JavaScript und CSS über YouTube gegeben. Und sobald ich auf der Frontend-Seite eine Basis aufgebaut hatte, habe ich mir dann kleine Tickets geschnappt, wie einfache Textanpassungen. Als nächstes habe ich mich bei Kollegen drangehängt und ihnen über die Schulter geschaut, mir bei komplexen Tickets erklären lassen, was sie da machen. Das war für mich eine schwierige Zeit, weil ich das Gefühl überhaupt nicht mag, jemanden zur Last zu fallen. Aber dementsprechend hoch war mein Anspruch, schnell zu lernen. Und das ging ganz gut. Nach ein paar Monaten habe ich eigene Tickets gehabt. Und jetzt merkt man meinen fehlenden Background schon gar nicht mehr. Ich wurde bereits nach 5 Monaten übernommen.
Du hattest sicherlich mit Vorbehalten zu kämpfen, oder?
In meinem Fall war es so: Ich bin eine Frau, mein Freund arbeitet in dieser Firma und ich bin Quereinsteigerin. Dazu hatte jeder seine Gedanken, auch ohne es überhaupt nur im Geringsten böse zu meinen. Ich bin eben komplett über Beziehungen reingekommen in das Unternehmen und das ist mir auch bewusst. Ich habe mir schon im Vorfeld die Frage gestellt: Boah, nehme ich das jetzt an? Aber die Chance war so ein Geschenk, ich wollte sie wahrnehmen. Und zu Beginn konnte ich auch nicht wirklich viel beitragen. Aber nach zwei Monaten konnte ich mir meine ersten Tickets holen und das hat für positive Überraschungen gesorgt. Ich war gewissermaßen eine Entwicklerin in spe nach meinem Kaltstart und bin jetzt weitestgehend auf Augenhöhe mit den meisten Kollegen.
Also hast du dich bewiesen?
Also, es soll nicht komisch klingen, aber ich glaube schon. Im Team hat man mir entsprechendes gesagt, das war sehr emotional für mich. Ich bin ein sehr offener Mensch, aber auch manchmal unsicher, das war dann schon eine krasse Achterbahnfahrt. Mit den Zweifeln: „Oh Gott, kann ich das?“ Und Gedanken wie: „Ich bin zu dumm zum Entwickeln.“, weil ich nach einem Jahr noch nicht so gut war wie unsere Seniorentwickler. Da musste mich meine Führungskraft auch bremsen und mich darauf hinweisen, dass ich Zeit habe und schon viel erreichen konnte. Solange ich mir Mühe gebe und stets Fortschritte erziele, ist das schon ein Mehrwert für die Firma.
Welche Tipps kannst du Leuten mit auf den Weg geben, die ebenfalls einen Quereinstieg wagen wollen?
Stellt euch auf viele Frustmomente ein. Es ist ok, dass die kommen. Der Anfang ist schwer und man hat das Gefühl, man ist klein und steht vor einem gewaltigen Berg. Man braucht Durchhaltevermögen, Selbstbewusstsein und Mut und man darf sich nicht kleiner machen als man ist, nur weil man jetzt gerade weniger weiß als die anderen. Einfach machen. Hätte ich mich aufgrund von Selbstzweifeln gedrückt, hätte ich es absolut bereut. Beim Quereinstieg wird einem aber auch nichts geschenkt. Es heißt auch mehr Arbeit, weil man einfach viel aufzuholen hat. Man sollte sich nicht davor scheuen, auch nach der Arbeitszeit zu Hause selbstständig Zeug aufzuarbeiten.

Erfolgreicher Quereinstieg? Nur mit Mut und Frusttoleranz!
Und für Leute, die gezielt ihr Glück in der IT suchen wollen?
Man muss Freude daran haben, Probleme zu identifizieren und Lösungen dafür zu finden. Und man muss Bock haben, konstant den gleichen Kram immer wieder besser zu machen. Eben keine Bequemlichkeit. Ne, wegschmeißen, nochmal besser machen. Und dann nochmal. Wenn man so einen Anspruch hat, dann passt das ganz gut. Ich hätte gedacht, dass Entwickeln etwas sehr Trockenes ist. Aber ne, gar nicht. Es ist halt absolut lebendig, es ist sehr kreativ, es gibt so viele unterschiedliche Entwicklungsstile, es gibt so viele Facetten, man kann sich in so viele Richtungen weiterentwickeln. Man kann mit derselben Sprache die gleiche Anwendung auf 5.000 verschiedene Arten entwickeln. Es gibt so grenzenlose Möglichkeiten, halt wie in einem riesigen Legobaukasten. Wer sowas zu schätzen weiß, ist in der IT goldrichtig.
Und was man nicht kann, steht irgendwo bei Google. Da hat schon jemand eine Lösung für dein Problem gefunden. Das macht es leichter. Es gibt eine riesige und megahilfsbereite Community, die ihr Wissen preisgibt. Also keine Angst davor haben, eine Aufgabe nicht fertig zu bekommen. Gerade in der IT kommt es weniger drauf an, was du jetzt schon kannst, sondern was für ein Typ du bist. Die Programmiersprache selbst ist halt nur Vokabeln lernen.
Du bist ja jetzt schon ein paar Jahre bei uns in der IT. Was gefällt dir am besten an deinem Arbeitgeber?
Das Gefühl der Wertschätzung, das hier herrscht. Und dass jeder Mitarbeiter ernst genommen wird, so als wäre das Unternehmen für jeden einzelnen dankbar. Ich habe noch nie erlebt oder nur davon gehört, dass so viel für die Mitarbeiterzufriedenheit getan wird. Wenn ich einen Stuhl möchte, der hüpft: Ok, bestellen wir dir. Flex Work? Ich brauche diesen oder jenen Monitor? Bei uns im Bereich ist das alles kein Problem. Und wir haben einen Schulungstopf, sodass jeder Mitarbeiter die Chance hat, eine Schulung wahrzunehmen. Das sind Dinge, an denen man merkt, dass die Firma ihre Mitarbeiter weiterentwickeln will. Ich finde es schön, wenn man lange bei einer Firma bleibt, ohne aber zu versacken, sondern sich beständig weiterzuentwickeln. Und diese Möglichkeit sehe ich hier.

Ich bin Admir Celovic und seit 2020 ein Teil der Unternehmenskommunikation der WERTGARANTIE Group. Ich finde es toll, wie wandelbar unsere Gruppe ist. Egal ob bei den Themen Nachhaltigkeit, Innovation oder Mitarbeiterfürsorge. Es gibt immer etwas Neues zu entdecken und darüber schreibe ich an dieser Stelle sehr gerne.
Geschrieben von Admir Celovic